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SPEECH INSPECTOR SCREENING
DEUTSCH ALS ZWEITSPRACHE (SIS-DAZ)

Weltweit ist Mehrsprachigkeit die Regel und nicht die Ausnahme. In der Schweiz sprechen 23.3 % eine andere Erstsprache als die Landessprachen, wobei Englisch, Portugiesisch, Albanisch, Serbisch, Kroatisch und Spanisch die häufigsten Sprachen sind (vgl. Bundesamt für Statistik 2019). 

 

Durch Migration ist auch die Anzahl von mehrsprachigen Kindern in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen. Die mehrsprachig aufwachsenden Kinder erfahren ihren ersten regelmässigen Kontakt mit Deutsch als weitere Sprache oft erst bei Eintritt in den Kindergarten. 

 

Die frühe und gezielte Erfassung sprachlicher Fähigkeiten einsprachiger sowie mehrsprachiger Kinder ist für eine erfolgreiche Schullaufbahn wesentlich. Die Einschätzung der Sprachentwicklung von mehrsprachigen Kindern ist für logopädische Fachpersonen jedoch mit Hürden verbunden. Grund dafür ist die aktuell lückenhafte Sprachdiagnostik in der Deutschschweiz und die heterogene Kindergruppe mit unterschiedlichsten Sprachprofilen.

 

Das Speech Inspector Screening (SIS), das für einsprachige dialektsprechende Kinder entwickelt und standardisiert wurde, wurde nun für Kinder mit anderer Erstsprache (SIS-DAZ) weiterentwickelt, um so eine erste Lücke zwischen der kindlichen Mehrsprachigkeit und der Sprachdiagnostik zu schliessen. Die Vergleichsgrundlage bilden 90 mehrsprachige Kinder im Alter von 4.6 - 5.11 Jahre mit den Erstsprachen Albanisch und Bosnisch Kroatisch Serbisch (BKS). Bei allen Kindern wurde die Kontaktdauer mit Deutsch sowie demographische Daten und der sozioökonomische Status als drei wichtige Faktoren für die Einschätzung der Sprachentwicklung erhoben. 

 

Weiter werden für alle Erstsprachen im Screening erwerbsbedingte Sprachauffälligkeiten aufgezeigt, die sich in der Zweitsprache unter anderem in den Bereichen Artikulation oder Grammatik zeigen und leicht mit Auffälligkeiten einer Sprachentwicklungsstörung verwechselt werden können. 

 

Das SIS-DAZ überprüft verschiedene sprachliche Bereiche. Der Wortschatz und die Grammatik sind im Gegensatz zum SIS für einsprachige Kinder weniger stark gewichtet. Der Schwerpunkt im SIS-DAZ liegt auf der Erzählfähigkeit (Nacherzählen) und auf der Überprüfung von exekutiven Funktionen. Logopädischen Fachpersonen gelingt es so unter anderem mittels Dynamic Assessment im Bereich Lexikon sich einen ersten Eindruck vom Sprachentwicklungsstand von mehrsprachigen Kindern zu verschaffen. 

 

Die Testmaterialien in Form eines Bilderbuchs und von Bildkarten sind für Kinder ansprechend gestaltet und sprachanregend. Das Screening ermöglicht neben deskriptiven Ergebnissen im Vergleich zu einsprachigen Kindern auch einen Vergleich mit der mehrsprachigen Norm.

 

Als Bewertungsgrundlage im Screening dienen vier Sprachlevels, die den Beherrschungsgrad einzelner sprachlicher Fähigkeiten messbar machen. Am Ende kann in den jeweils getesteten sprachlichen Bereichen eine Einteilung in eines der vier Sprachlevels erreicht werden. Eine solche Einteilung in verschiedene Sprachlevels ist neuartig und bietet Vergleichbarkeit, Transparenz und Visualisierung.

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